Möchtest du manchmal am Liebsten die Zeit zurückdrehen?
Ich war neu in der Firma und das erste Mal beim Kick-Off in USA dabei. Ich kannte nur wenige Kolleg:innen, so war ich froh, als ich im Frühstücksraum Münchner Kollegen an einem Tisch sitzen sah. “Ist hier noch frei?”, fragte ich erwartungsvoll. Ein Kollege meinte: “Klar, setz dich zu uns.”
Ich hatte gerade Platz genommen, da mischte sich der Ranghöchste am Tisch ein. Er stand hierarchisch zwei Stufen über mir und meinte: “Excuse me, Monika (oh, er kannte meinen Namen). We're having a very important discussion about one of our major clients. Find yourself another table, please” und lächelte mich dabei selbstgefällig an.
Es war offensichtlich, dass das vorgeschoben war. Die Kollegen schauten irritiert weg, keiner sagte ein Wort. Die Nummer eins am Tisch hatte gesprochen. Alle anderen hielten die Klappe. Mir entgleisten die Gesichtszüge, ich fühlte mich klein und hilflos. Mit einem “Ok” stand ich auf und suchte das Weite. Hinter mir hörte ich das Lachen.
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Wenn ich doch nur die Zeit zurückdrehen könnte
Wie oft hatte ich mir danach überlegt, wie ich anders, cooler hätte reagieren können. Immer und immer wieder sah ich die Szene vor meinem geistigen Auge. Diese Demütigung vor versammelter Mannschaft und keiner kommt dir zu Hilfe. Das saß tief. Doch die Zeit konnte ich nicht zurückdrehen.
Hast du dir auch schon mal überlegt, wie es wäre, wenn du die Zeit zurückdrehen könntest?
Vielleicht nur einen Tag, um dem Kollegen, der dich vor versammelter Mannschaft vorgeführt hat, diese schlagfertige Antwort vor den Latz zu knallen, die dir leider zu spät eingefallen ist.Oder als du dich zwischen zwei Jobangeboten entscheiden musstest. Vielleicht bis zu dem Zeitpunkt, als dir der damalige Chef eine Führungsrolle übertragen wollte, du dich jedoch noch nicht bereit gefühlt hast und den Platz für den aufstrebenden Kollegen freigemacht hast?
Möchtest du die Zeit bis zur Schule zurückdrehen, um dein Traumstudium zu beginnen, statt das Vernunftstudium, das dir deine Eltern so ans Herz gelegt hatten?Einfach ein paar Stunden, Monate oder Jahre zurückreisen, mit dem heutigen Wissen im Gepäck und ein paar Entscheidungen modifizieren. Wäre das nicht cool?
Fakt ist, es geht nicht. Egal, wie weit du gerne in der Zeit zurückreisen willst, du kannst die Zeit nicht zurückdrehen.
Die Zeit zurückdrehen? Etwas für Träumer
Du kannst die Zeit nicht zurückdrehen. Du hast in der Vergangenheit Entscheidungen getroffen. Jetzt heißt es für dich, damit zu leben. Ob du willst oder nicht.
Natürlich kannst du den Kopf in den Sand stecken und dich selbst bedauern, weil dein Leben heute so ist, wie es ist. Verdrängen geht eine zeitlang ganz gut, doch deine Vergangenheit wird dich einholen. “Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen”, wie die berühmten drei Affen, klappt nur bedingt.
Was machst du, wenn du in der Vergangenheit Entscheidungen getroffen hast, die du bedauerst oder die sich als falsch herausstellen?
Die Schuld zuweisen
Die oberflächlich betrachtet einfachste Variante ist, anderen die Schuld zuzuweisen. Wir Menschen sind da in der Regel sehr kreativ, wer der oder die Schuldige sein könnte.
Der Lehrer, der dir in der Grundschule schon erzählt hat, dass du für die großen Aufgaben viel zu schüchtern seist. Deine Eltern, die dich Zurückhaltung und Bescheidenheit gelehrt haben. Die Führungsriege in deiner ehemaligen Firma, die dir mehr Führungsverantwortung nicht zugetraut haben.
Ich dachte beim Beispiel oben, dass meine Kollegen Schuld haben. Sie hätten mir beistehen sollen. Damals hatte ich mich noch nicht mit Macht und Hierarchien auseinandergesetzt. Ich war ein williges Opfer für so ein Machtspielchen.
Wenn du lange genug drüber nachdenkst, fallen dir bestimmt viele Menschen ein, die schuldig sind oder zumindest eine Teilschuld für Fehlentscheidungen und Situationen tragen. Im ersten Moment beruhigt es dich vielleicht, einen Schuldigen zu finden, doch an der Situation ändert es nichts. Deine Vergangenheit bleibt bestehen.
Unangenehmer Side-Effekt ist, dass dich diese negativen Gedankenspiralen nach unten ziehen, dich mürbe und unzufrieden machen und dich verbittern. Du bindest deine wertvolle Lebenszeit und Energie an die Vergangenheit. Diese “Was wäre wenn…”- Fragen bringen dich nicht weiter.
Wie geht es besser? Meine 5 Schritte:
Wie geht es besser?
Die Vergangenheit gehört zu dir, mit allen ihren kleinen und großen Dramen. Es gab Missverständnisse, peinliche Momente, Fehlentscheidungen und vieles mehr.
Du kannst deine Vergangenheit nicht abschneiden wie einen alten Zopf. Sie hängt an dir, egal wie oft du dich drehst. Sie ist ein Teil von dir. Genausowenig kannst du die Zeit zurückdrehen.
Mach das Beste draus. Deswegen habe ich dir meine 5 Schritte zusammengeschrieben, die dir helfen, dich mit deiner Vergangenheit zu versöhnen.
1. Schritt: Die Situation annehmen
Du akzeptierst deine Vergangenheit wie sie ist.
Du hast dich dem Willen deiner Eltern gebeugt und das vernünftigen Studienfach studiert. Dir ist kein toller, cooler Spruch eingefallen, als der Kollege dich hat auflaufen lassen. Du hast geglaubt, was dein Lehrer dir in der Grundschule erzählt hat und dich lange Zeit nicht an große Herausforderungen herangetraut.
Solange du negative Gedanken hegst und die Vergangenheit bedauerst, ändert sich nichts. Du hast so gehandelt, wie es für dich sinnvoll erschienen ist oder so wie du gerade konntest. Es macht keinen Sinn, dich mit Selbstvorwürfen zu quälen. Das zieht nur deine Energie und die brauchst du heute, in der Gegenwart. In der Zeit, in der du mit dir haderst und dich selbst bemitleidest, geht das Leben an dir vorüber.
Was geschehen ist, ist geschehen. End-of-story. Du kannst die Vergangenheit nicht verändern, du kannst die Zeit nicht zurückdrehen.
Vielleicht hilft dir der Satz aus dem Buddhismus:
“Es ist, wie es ist”
2. Schritt: Die Situation wertschätzen
Ich versuche Situationen immer von zwei Seiten zu betrachten. Was ist das Positive und was ist das Negative daran? Was hat es dir gebracht? Welche Erfahrungen hast du gesammelt?
Vielleicht hast du in deinem Studium, das du deinen Eltern zuliebe gewählt hattest, deine beste Freundin kennengelernt. Vielleicht ist es die machtvolle Erkenntnis, dass es für wenige Dinge in deinem Leben zu spät ist und dass dein Lehrer sich getäuscht hat.
Bei mir war es die Initialzündung dafür, mich mit Macht und Hierarchien auseinanderzusetzen und nicht mehr so naiv in Situationen zu gehen.
Jede Medaille hat zwei Seiten. Fokussiere dich auf das Positive und suche das Gute in den Situationen und in den Erfahrungen, die du gemacht hast.
3. Schritt: Reflektieren
Warum willst du die Zeit zurückdrehen?
Was genau würdest du anders machen und warum?
Was steckt dahinter?
Was ist deine Motivation?
4. Schritt: Planen
Du bist der Meinung, dass du dich in Vergangenheit falsch entschieden oder verhalten hast.
Welche Möglichkeiten hast du heute? Kannst du eine Weiterbildung machen, die in die Richtung deines Lieblingsstudiums geht und das du mit deinem Job verbinden kannst? Wie gehst du in Zukunft damit um, wenn dich jemand unterschätzt? Glaubst du jedem alles oder fängst du an, auf dich und deine Stärken zu vertrauen?
Ist es heute wirklich zu spät? Was kannst du heute machen?
Statt deine Energie an die Vergangenheit zu binden, fokussiere dich auf die Gegenwart. Was kannst du heute ändern?
5. Schritt: Entscheiden
Der beste Plan bringt nichts, wenn er nicht umgesetzt wird. Entscheide dich. Du kannst die Zeit nicht zurückdrehen. Die Vergangenheit gehört zu dir.
Je nachdem wie deine Antworten ausfallen, entscheide dich. Entscheide Dich heute. Lass die Vergangenheit ruhen. Du kannst sie nicht ändern. Du kannst sagen, dass du dich heute anders entscheiden würdest. Die Entscheidungen von damals kannst du nicht rückgängig machen.
Fälle heute eine Entscheidung. Du hast zwei Möglichkeiten:
Du haderst weiter und verlierst dich in Gedankenspielen wie “Was wäre wenn..” oder “Hätte ich doch nur..” -> Zeit- und Energieverschwendung
Du entscheidest dich, heute anzufangen, etwas zu ändern und kommst ins Tun -> Starke Frauen stecken Ihren Kopf nicht in den Sand
Hast du mal Entscheidungen getroffen, die du heute bedauerst? Oder hast dich in Situationen anders verhalten, als du es heute machen würdest und du ärgerst dich? Ich kenne solche Entscheidungen und Situationen. Die fünf oben beschriebenen Schritte helfen mir, damit gut umzugehen.
Steckst du in negativen Gedanken fest? Destruktive Gedankenspiralen lassen sich oft mit leicht umzusetzenden Tools bearbeiten. Du kannst den Kopf in den Sand stecken oder du holst dir meine Unterstützung. :)
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Wer bin ich?
Ich bin Monika Rörig, Leadership Coach und Mentorin für Führungspersönlichkeiten, die gelassener und stressfreier führen wollen, Und die Vergangenheit loszulassen und nach vorne zu blicken ist ein wichtiger Aspekt.