Gleichberechtigt leben: Was du täglich tun kannst
Wir haben ganz viel selber in der Hand, ob gleichberechtigt leben oder nicht. Darum geht es in meinem Video (es stammt aus dem Jahr 2018 - erschreckend wie wenig sich die erwähnten Zahlen verändert haben).
Du liest lieber? Den Text findest du unterhalb des Videos.
Am 8. März ist Weltfrauentag. Wie jedes Jahr Anlass für viele Events und dafür, sich die Statistiken zur Gleichberechtigung oder eher Ungerechtigkeit genauer anzuschauen.
DER GENDER PAY GAP IST REAL
Der Gender Pay Gap zum Beispiel, also die Gehaltslücke zwischen den Gehältern von Männern und Frauen beträgt in Deutschland 19 Prozent (Stand März 2021). Es hat sich in den letzten Jahren nicht viel verändert. Deutschland ist wieder auf den hinteren Rängen im europäischen Vergleich zu finden, denn der europäische Durchschnitt liegt bei 15 Prozent.
Ja ja, höre ich auch in meinen Workshops des Öfteren. Das sei ja so gar nicht richtig, denn es gäbe ja auch einen bereinigten Gender Pay Gap. Der liegt bei 6 Prozent (Stand 2018).
“Na, das ist doch ein Riesenunterschied”, empörte sich einmal eine Workshop-Teilnehmerin und dass die 21 Prozent dann ja total irreführend seien.
Nun, im bereinigten Gender Pay Gap wird berücksichtigt, dass Frauen öfter in Teilzeit arbeiten und sich vorwiegend um die Pflege von Familienmitgliedern kümmern. Rechtfertigt das eine Lohnlücke, aufgrund des Geschlechts? Nein! Gleichberechtigt leben sieht anders aus.
Leider gibt es den Gender Pay Gap nicht nur auf dem Gehaltszettel, sondern auch im Kopf, wie in der Pressemitteilung “Gender Pay Gap: Nicht nur auf dem Gehaltszettel, sondern auch in den Köpfen” des DIW Berlin unlängst zu lesen war. Laut der Mitteilung finden es sowohl Männer als auch Frauen in Ordnung, dass Frauen für die gleiche Arbeit weniger verdienen.
GLEICHBERECHTIGUNG IN WIRTSCHAFT UND POLITIK? FEHLANZEIGE
Nur 31,2 Prozent unserer parlamentarischen Vertreter sind Frauen. 2013 lag der Frauenanteil noch bei 37,3 Prozent. (Zahlen entnommen von der Website des Deutschen Bundestags, angegebene Quelle: Kürschner Volkshandbuch, Stand: Juli 2019)
Somit liegt Deutschland weltweit auf Platz 29!!. In der Wirtschaft sieht es noch schlechter aus. Nur 1/3 der Top Management-Positionen sind mit Frauen besetzt. Das beschert uns im weltweiten Ranking den Platz 75.
IM MOMENT IST ES WIE ES IST
Wir können jammern und lamentieren und uns über die Ungerechtigkeit aufregen. Das bringt uns nicht weiter. Viel besser ist es, sich zu überlegen, wie jede_r einzelne von uns täglich gleichberechtigt leben kann.
HIER SIND 6 VORSCHLÄGE VON MIR
1. Equal Pay Day
Jedes Jahr findet im März der Equal pay day statt. Dieser Tag markiert symbolisch die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern. Umgerechnet ergeben sich daraus 69 Tage, die Frauen 2021 umsonst arbeiten..” (Auszug aus der Website Equal Pay Day)
In jeder größeren Stadt gibt es Veranstaltungen, die du besuchen kannst. In München fährt eine “Equal Pay”-Trambahn den März über und macht auf die Lohnungerechtigkeit aufmerksam.
Beteilige dich doch an Aktionen in Deiner Stadt. Ja, leider im Moment “nur” online, dennoch. Doch nur, wenn wir diese Ungerechtigkeit thematisieren und darauf hinweisen, kann sich etwas ändern. Sei dabei und beziehe Stellung! Für dich, für die anderen Frauen, für unsere Kinder, für unsere Zukunft!
Gleiches Geld für gleiche Arbeit. Gleichberechtigt leben.
2. Engagiere dich
Du bist unzufrieden mit der Politik? Du findest die Entscheidungen von "denen da oben" sind Mist?
Dann engagiere dich. Entweder direkt in einer Partei oder in einem Netzwerk, das sich für Gleichberechtigung einsetzt. Zeig dich bei entsprechenden Veranstaltungen (siehe Equal Pay Day), Podiumsdiskussionen etc.
Es gibt viele Möglichkeiten, sich einzumischen und mitzumischen. Nutze dein Wahlrecht. Gehe wählen. Das Frauenwahlrecht in Deutschland gibt es erst seit 1918. Mutige Frauen haben sich damals vehement dafür eingesetzt.
3. Die Arbeitswelt ist eine Männerwelt
Alle Branchen sind männerdominiert. Selbst die Unternehmen und Organisationen der Gesundheitsbranche, die ja bekanntermaßen eine Frauendomäne ist, werden von Männern geleitet. Egal ob Stiftungen, Krankenkassen oder Krankenhäuser, die Firmenlenker sind meist Männer.
Die Mehrheit macht die Regeln. Wenn ich als Frau mitspielen möchte, sollte ich die Regeln kennen.
Leider trauen sich immer noch viele Frauen verantwortungsvolle Jobs nicht zu und lassen den männlichen Kollegen den Vortritt. Ja, das sind Stereotype, doch Männer zögern in der Regel weniger lange als Frauen (Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel).
Wenn wir als Frauen eine gleichberechtigte Arbeitswelt wollen, dann dürfen wir unsere Zweifel und Ängste beiseite schieben und nach den Sternen greifen. Du möchtest dabei Unterstützung? Gerne auch von mir.
4. Wie lebst Du Gleichberechtigung?
Lebst du gleichberechtigt in deiner Partnerschaft?
Stellst du deine Bedürfnisse hinten an oder trittst du für deine Wünsche ein?
Erfüllst du die klassische Frauen-Rolle, ohne sie zu hinterfragen?
Wie stehst du dazu, wenn ein Mann die volle Elternzeit nimmt und die Frau arbeiten geht?
Schlüpfst du gerne mal in die "Weibchen"-Rolle, weil das bequemer ist?
Wie lebst du Gleichberechtigung mit anderen Frauen?
Begegnest du der Putzfrau in eurer Firma auf Augenhöhe oder blickst du auf sie herab?
Stellst du dich über sozial geringer Gestellte?
Begegnest du Frauen, die anders sind, sich anders kleiden auf Augenhöhe, ohne Vorurteile?
Lebst du schon gleichberechtigt?
5. Netzwerken statt Konkurrenzdenken
Wie oft betrachtest du andere Frauen als Konkurrenz? Wie sprichst du über Frauen, die nur wenige Monate Elternzeit nehmen und gleich wieder arbeiten gehen? Oder im umgekehrten Fall, was sagst du über Frauen, die sechs und mehr Jahre bei den Kindern zu Hause bleiben. Wie redest du über Frauen, die an der Konzernspitze stehen?
Wir Frauen dürfen viel mehr Netzwerken. Es gibt viele tolle Frauennetzwerke (regionale, nationale und internationale), aber auch gemischte Netzwerke. Einzelkämpfertum ist out. Wir dürfen und sollten uns gegenseitig unterstützen.
6. Wie erziehen wir unsere Kinder?
Was leben wir den Kindern vor? Welches Rollenbild vermitteln wir ihnen?
Stecken wir kleine Mädchen in Tütüs und Kleidchen, weil sie da so niedlich aussehen?
Betonen wir bei den Mädchen, wie hübsch und bei den Jungs wie aufgeweckt sie sind?
Dürfen sich unsere Mädels dreckig machen und auch mal unflätig daherreden? Oder haben da Jungs einen größeren Spielraum?
Bestätigen wir die Mädchen darin, dass Mathe und Naturwissenschaften was für Jungs sind und Sprachen für Mädchen? Ermutigen wir die Mädchen darin, sich selbst so anzunehmen wie sie sind? Wie jammern wir über das Pölsterchen hier und da zu viel - auch das bekommen Kinder mit . . .
Lernen die Kinder von uns, für die eigenen Wünsche und Bedürfnisse einzustehen? Leben wir ihnen vor, gegen Ungerechtigkeit aufzustehen und den Mund aufzumachen, oder geben wir den Duckmäuser und den resignierten und desillusionierten Erwachsenen?
Dürfen sich unsere Kinder auf ihre Art entwickeln oder pressen wir sie in unser Lebensmodell?
ES IST KEIN GESCHLECHTER-KAMPF
Gleichberechtigung geht uns alle an. Männer und Frauen. Ich mag das Wort Geschlechterkampf nicht. Beim Kampf ist schlechte Energie. Es soll ein Miteinander sein. Es geht nur zusammen, Männer und Frauen zusammen für Gleichberechtigung. Wir leben es jeden Tag, wie wir zu Gleichberechtigung stehen und wir haben mehr Macht, als uns bewusst ist.
ES IST MÖGLICH
Letztes Jahr hieß es in einer Studie, dass es noch 257 Jahre bis zur gleichberechtigten Arbeitswelt in Deutschland dauert. Wollen wir wirklich so lange warten? Oder arbeiten wir gemeinsam daran, dass das Wort "Gleichberechtigung" im Lexikon der ausgestorbenen Wörter steht, weil es nicht mehr thematisiert, sondern einfach gelebt wird.
Ein Wunschtraum? Naiv? Ja, vielleicht! Aber ein schönes und erstrebenswertes Ziel. Findest Du nicht?
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