Die innere Kraft freisetzen: Machtspiele im Büro erkennen und durchkreuzen

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Im Büro oder generell in der Arbeitswelt kann es manchmal ganz schön turbulent zugehen. Zwischen ausgeklügelten Machtspielchen und knallharten Intrigen scheint es, als ob fast jede:r ein Ass im Ärmel hat, um die Nase vorn zu haben.

Machtspiele - dieses manchmal unterhaltsame, jedoch meistens nervenaufreibende Phänomen, das in so vielen Büros rund um den Globus zu finden ist.

Von passiven-aggressiven Bemerkungen und hinterhältigen Gerüchten bis hin zu subtilen Manipulationen und kollegialem Ränkespiel - die Möglichkeiten scheinen endlos zu sein. Ob es um das Knüpfen wichtiger Kontakte geht oder darum, die Karriereleiter schneller hochzuklettern, Karrierespielchen haben auf jeden Fall ihren Platz im beruflichen Alltag.

  • Aber warum sind Machtkämpfe so verbreitet?

  • Warum lassen sich Menschen auf diese Art der Konkurrenz ein?

  • Wie können wir diese Spielchen erkennen und unseren eigenen Weg durch das Labyrinth der Büropolitik finden?

Auf diese Fragen möchte ich im Folgenden eingehen und dir Tipps an die Hand geben, wie du sie besser erkennst und damit umgehen kannst. 

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    Was sind Machtspiele?

    Machtspiele sind komplexe soziale Interaktionen, bei denen Individuen bewusst oder unbewusst versuchen, Einfluss auszuüben, Kontrolle zu erlangen, eigene Interessen zu verfolgen, ein bestimmtes Ziel zu erreichen oder ihre Position zu stärken. Diese Spiele können auf verschiedenen Ebenen stattfinden, von der Hierarchie bis zu zwischenmenschlichen Beziehungen.

    Machtspiele basieren oft auf einem ungleichen Machtverhältnis zwischen den Beteiligten, z. B. zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitenden, und können subtil oder offensichtlich sein. Sie reichen von Manipulation, Erpressung, Ausnutzen von Schwächen anderer bis zur Täuschung. 

    Sie zielen somit darauf ab, die Machtposition einer Person zu stärken, während sie gleichzeitig den anderen schwächen. 

    Aus meiner Sicht zeugen sie oft von Unsicherheit und werden von Menschen eingesetzt, die selbst einen geringen Selbstwert haben und diesen mit Spielchen kompensieren wollen, bzw. von der eigenen Unsicherheit ablenken wollen. 



    Machtspiele : Motive und Ziele der Machtausübenden

    Die bittere Wahrheit ist, dass in vielen Arbeitsumgebungen Machtspiele allgegenwärtig sind. Sie erzeugen unangenehme Spannungen und Unsicherheiten.

    Immer wieder als kindisches Verhalten abgetan. In manchen Organisationen werden sie geduldet. Man will die "Super-Führungskraft" nicht verlieren und wählt das gefühlt kleinere Übel. Das finde ich besonders gefährlich.

    Es wird ein klares Zeichen gesendet: Machtmissbrauch und Spielchen werden akzeptiert ohne Konsequenzen befürchten zu müssen oder ohne Gesichtsverlust. Eine fatale Haltung mit vielen negativen Folgen. 

    Dabei wollen Machtspieler die Kontrolle über eine Person erlangen und/oder diese unter Druck setzen. Es geht darum, den eigenen Willen durchzusetzen. Das kann dazu führen, dass Menschen unsicher oder ängstlich werden, da sie nie genau wissen, was als nächstes passieren wird. 

    Motive für Machtspiele sind oft:

    • Kampf um Anerkennung und Status
      Manche Menschen versuchen, ihren Status oder ihre Bedeutung durch Selbstdarstellung und Selbstinszenierung zu erhöhen. Dies kann zu einem Wettlauf um Aufmerksamkeit und Anerkennung führen.

    • Einfluss gewinnen

    • Eigene Ideen und Meinungen durchsetzen
      Manche Mitarbeiter:innen sehen es als eine Möglichkeit, sich Gehör zu verschaffen und ihre Ziele zu erreichen. 

    • Kontrolle
      Manche Menschen haben ein großes Bedürfnis danach, Situationen zu beherrschen und andere zu lenken. Sie versuchen, Kontrolle zu erlangen.

    • Eigene Position verbessern 
      Insgesamt werden Machtspiele im Office gespielt, um sich selbst zu stärken und die eigene Position zu verbessern. 

    • Eigenes Ego befriedigen

    • Persönlichen Reichtum und Einfluss vergrößern



    Das Machtspiel und seine Einflussfaktoren 

    Natürlich gibt es Faktoren, die das Auftreten von Machtspielen begünstigen. 

    • Persönlichkeit der beteiligten Personen
      Manche Leute sind von Natur aus dominanter und haben ein stärkeres Bedürfnis nach Macht. Das kann dann schnell zu Konflikten führen, wenn sie mit anderen dominierenden Persönlichkeiten aufeinandertreffen.

    • Hierarchie in einer Organisation
      Je größer die Unterschiede zwischen den Machtpositionen sind, desto größer ist auch das Potenzial für Machtspiele. Wenn es da oben eine:n Machthaber:in gibt, der/die alles kontrollieren will, dann färbt das natürlich auch auf die anderen ab.

    • Knappe verfügbare Ressourcen
      Karrierespiele können auch entstehen, wenn Ressourcen knapp sind und Kolleg:innen um sie konkurrieren. In solchen Situationen kann es zu manipulativem Verhalten kommen, um die eigenen Chancen auf den Zugang zu diesen Ressourcen zu erhöhen.

    • Mangelnde Kommunikation
      Eine unklare und ineffektive Kommunikation kann das Entstehen von Machtspielen begünstigen. Wenn Informationen zurückgehalten oder manipuliert werden, entsteht Misstrauen und Unsicherheit, was zu Machtkämpfen führen kann.

    • Fehlende Konfliktlösungskompetenz
      Wenn Mitarbeitende nicht in der Lage sind, Konflikte auf konstruktive Weise zu lösen, kann dies zu Machtspielchen führen. Statt offen über Probleme zu sprechen und einen Kompromiss zu finden, setzen einige Menschen lieber auf Konfrontation, Manipulation und Machtausübung, um ihre Ziele zu erreichen.

    • Organisationskultur
      Wenn in einer Firma oder Gruppe ein rauer Umgangston und ein härteres Durchgreifen herrschen, dann ist das auch ein Nährboden für Machtspielchen. Manche Menschen fühlen sich einfach sicherer, wenn sie andere dominieren können. Aber hey, zum Glück gibt es auch Einflussfaktoren, die entgegenwirken können. 



    Machtspiele erkennen: Die Dynamik von Machtposition und Machtgefälle

    Ungleichheit ist ein Nährboden für Machspielchen. Gerade wenn Führungskräfte aufgrund ihrer Position über mehr Macht verfügen. Dieses Machtgefälle kann zu Spannungen und Konflikten führen, wenn bestimmte Individuen oder Gruppen sich benachteiligt oder unterdrückt fühlen. 

    Gerade im Unternehmenskontext wird oft über Rivalität und Wettbewerb gesprochen und miteinander in Verbindung gebracht. Dabei gibt eis einige wichtige Unterschiede: Rivalität bezieht sich normalerweise auf einen langanhaltenden Konflikt oder eine Feindseligkeit zwischen Personen oder Gruppen, während Wettbewerb ein fairer und offener Wettstreit ist, der auf Leistung und Fähigkeiten basiert.

    Gesunder Wettbewerb kann in einer Arbeitsumgebung äußerst vorteilhaft sein. Er kann die Produktivität steigern, Mitarbeiter motivieren und Innovation fördern. Wenn Mitarbeiter wissen, dass sie mit anderen um Anerkennung oder Belohnungen konkurrieren, sind sie oft bereit, härter zu arbeiten und ihre Fähigkeiten zu verbessern, um erfolgreich zu sein.

    Allerdings kann übermäßige Rivalität zu einem negativen Arbeitsklima führen. Wenn Mitarbeitende ständig gegeneinander antreten und versuchen, sich gegenseitig zu übertreffen, kann dies zu einem Gefühl der Unsicherheit und Angst führen. Mitarbeitende könnten versucht sein, ihre Kolleg:innenn zu untergraben oder unfaire Strategien einzusetzen, um im Wettbewerb die Oberhand zu gewinnen. Dies kann zu Misstrauen, Spannungen und letztendlich zu einer Störung der Zusammenarbeit führen.

    Deswegen ist es so wichtig, transparente Regeln zu fördern. Alles sollten verstehen, dass Wettbewerb eine Gelegenheit ist, sich herauszufordern und das Beste aus sich selbst herauszuholen, während man gleichzeitig das Teamziel im Auge behält. Insgesamt kann Wettbewerb und Rivalität sowohl positiv als auch negativ sein, je nachdem, wie sie gehandhabt werden. Ein gesunder Wettbewerb kann die Produktivität und Leistung steigern, während übermäßige Rivalität zu einem negativen Arbeitsklima und einer Beeinträchtigung der Arbeitsleistung.

    Beispiele von Machtspielen

    Machtspielchen kommen in unterschiedlichem Gewand daher. Hier ein paar Beispiele, die mir selbst im Laufe meiner Berufslaufbahn untergekommen sind, bzw. die Klient:innen erlebt haben:

    • Ein:e Kolleg:in hält absichtlich Informationen zurück, bzw. gibt sie nur selektiv an dich weiter. Ziel ist es, sich einen Informationsvorsprung zu verschaffen.

    • Ein:e Kolleg:in versucht, einen Fehler zu vertuschen und das Problem auf dich abzuwälzen. Ziel ist es, den eigenen Ruf zu schützen bzw. dich als Konkurrentin zu schwächen. 

    • Mehrere Kolleg:innen schließen dich aus wichtigen Kommunikationskanälen aus. Einladungen zu Meetings werden vergessen, für dich relevante E-Mails nicht weitergeleitet etc.  Ziel ist es, dich zu isolieren, auszugrenzen, deine Position zu schwächen.

    • Ein:e Kolleg:in gibt sich schwach, weint vor dir und versucht so, dich emotional zu erpressen. Ziel ist es die eigenen Ziele durchzusetzen.

    • Ein:e Kolleg:in präsentiert deine Idee als die eigene. Klassisches Machtspielchen in Meetings.

    • Deine Führungskraft betreibt bewusst Micromanagement, um dich klein zu halten und auch eine Abhängigkeit zu generieren. 

    • Ein:e Kollegin nutzt bei eMails, die dich betreffen, nicht die "Antworten an alle"-Funktion, sondern antwortet immer nur der Führungskraft. 

    Alles in allem überflüssige Machtspielchen und Wichtigtuerei. 



    Die Auswirkungen der Macht- und Karrierespiele

    Es gibt sie, die hemmungslosen Machtmenschen. Sie verfolgen kompromisslos  ihre Ziele und spielen virtuos die gesamte Klaviatur der Manipulation und Machtmissbrauch um zu erreichen, was sie sich vorgenommen haben.

    Gerade im Berufsleben treten Machtspiele häufig auf. Mitarbeitende spielen hinterhältige Spielchen, um sich einen Vorteil zu verschaffen und Kolleg:innen zu manipulieren. Das Vertrauen wird beeinträchtig. Dies führt nicht nur zu einem feindlichen Arbeitsklima, sondern auch zu das Wohlbefinden der Mitarbeitenden sinkt. Mitarbeitende werden seltener oder zögerlicher Ideen austauschen oder nach Unterstützung suchen. Ein geschwächtes Vertrauen zwischen Mitarbeitenden und Führungskräften schwächt die Arbeitsbeziehung. 

    Mittelfristig stinkt die Motivation der Belegschaft , die Arbeitsunzufriedenheit steigt. Ständige Spannungen und Unsicherheiten infolge von Machtspielen können schließlich zu Stress und sogar zu Burnout führen. 

    Autoritätsmissbrauch kann erhebliche Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben. Menschen, die Opfer von Machtspielen werden, können unter Angstzuständen, Depressionen, geringem Selbstwertgefühl und anderen psychischen Belastungen leiden. Diese Spiele können das Vertrauen und das Wohlbefinden der betroffenen Personen erheblich beeinträchtigen.

    Ein besonders übles Beispiel für Machtmissbrauch ist Mobbing. Hier versucht eine Person, ihre Macht über andere auszuüben, indem sie sie systematisch schikaniert, demütigt oder ausschließt. Mobbing kann zu ernsthaften psychischen und emotionalen Problemen bei den betroffenen Mitarbeitern führen.

    Um Machtspiele im Büro zu bewältigen, ist es wichtig, einen offenen Dialog zu fördern, klare Erwartungen zu setzen und eine positive Unternehmenskultur zu schaffen. Konstruktive Kommunikation, Führungskompetenzen und der Fokus auf gemeinsame Ziele können dazu beitragen, Machtspielchen zu minimieren und ein gesundes Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem alle Mitarbeitenden ihr Potenzial entfalten können.

    Wichtig ist hier noch, dass Macht per se nichts Schlechtes ist. Jede:r von uns ist mächtig. Wir alle haben Macht über das eigene Leben. Macht bedeutet in dem Kontext auch Verantwortung zu übernehmen. Das heißt auch, im Berufsleben aufmerksam zu sein, so dass Machtdemonstration und Machtspieler keine Chance haben, die Atmosphäre zu vergiften. 



    Taktik im Umgang mit Karrierespielen: selbstsicher, statt dich hineinziehen zu lassen

    Du bist nicht Opfer der Umstände bist. Hier ein paar Tipps:

    1. Erkenne die Muster
      Fange an, aufmerksam zu beobachten, ob und welche Spielchen gespielt werden. Achte auf die Zeichen von Machtspielen und erkenne die Strategien, die verwendet werden, um andere zu manipulieren. D. h. achte aufmerksam auf die Wort und Handlungen deiner Kolleg:innen. 

    2. Stärke deine Grenzen
      Setze klare Grenzen und lass dich nicht von anderen ausnutzen. Definiere deine Prioritäten und stehe zu ihnen. Lasse dich nicht von anderen dazu bringen, Dinge zu tun, die gegen deine Werte und Überzeugungen verstoßen. Stehe für deine Rechte ein und lasse nicht zu, dass andere dich körperlich oder emotional ausbeuten. Hier habe ich mal zu "Grenzen setzen" gebloggt.

    3. Kommuniziere klar
      Sei offen und ehrlich in deiner Kommunikation.  Lass dich nicht von Karrierespielchen ablenken und bleibe bei deinen Aussagen und Absichten. Kommuniziere deutlich und ehrlich mit anderen über deine Bedürfnisse und Erwartungen. Sei dir bewusst, dass manche Personen versuchen könnten, dich mit manipulativer Kommunikation aus dem Konzept zu bringen. Bleibe standhaft und vertraue auf deine Fähigkeit, dich selbst zu verteidigen.

    4. Stärke deinen Selbstwert
      Arbeite an deinem gesunden Selbstwertgefühl. Lasse dich nicht von der Meinung anderer beeinflussen und vertraue auf deine Fähigkeiten und Stärken. Das stärkt dein Selbstvertrauen und macht es schwieriger für andere, dich zu manipulieren oder zu kontrollieren.

    5. Suche dir Unterstützung
      Suche dir Verbündete im Kollegenkreis, Freunde, Familie oder professionelle Hilfe, wenn du mit Machtspielen konfrontiert bist. Teile deine Erfahrungen und Gefühle mit ihnen und bitte um Ratschläge oder Meinungen.

    Es ist gar nicht so schwer, Spielchen zu erkennen, wenn du aufmerksam bist. Du kannst selbst viel machen kannst, um dich zu schützen und zur Wehr zu setzen. 

    Entfessle deine innere Macht

    Die Psychologie von Machtspielen ist komplex und faszinierend. Lerne, die Machtspiele zu durchschauen. Je besser du die Mechanismen dahinter verstehst, desto besser kannst du dich davor schützen, manipuliert und kontrolliert zu werden. Gleichzeitig kannst du deine eigene Macht entfesseln und sie auf konstruktive Weise einsetzen. Es geht auch darum, eine ausgewogene Machtverteilung zu fördern. 

    Die Welt braucht Menschen wie dich, die die Machtspiele durchschauen und sich für eine gerechtere, diversere und harmonischere Arbeitswelt einsetzen. 



    Wie ist deine Haltung dazu? Hattest du schon Berührungspunkte mit Machtspielchen? Hinterlasse mir doch gerne einen Kommentar und ein Like. Vielen Dank.


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    Hier bloggt Monika Rörig

    Hallo. Ich bin Monika Rörig, Leadership Coach und Mentorin für weibliche Führungspersönlichkeiten, die sich einen gelasseneren und stressfreieren (Führungs)Alltag wünschen. Ich begleite sie auf ihrem Weg zu gesunder Führung.